Warum sich Anleger mit sachwertorientierten Investmentlösungen beschäftigen sollten
verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 07/13)
Wenn man den Aussagen vieler Politiker in den Medien tatsächlich Glauben schenkt, könnte man meinen, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise bereits überstanden sei. Als beliebte Argumente werden gerne angeführt, dass die Wirtschaft Deutschlands doch so stark sei, der Export gut laufen würde, die Staatsverschuldung beherrschbar wäre, die übernommenen Bürgschaften für die anderen EU-Länder nicht zum Tragen kommen würden, etc. – ernstere Schwierigkeiten also nicht zu erwarten seien. Aber ist dies tatsächlich der Fall? Um es vorweg zu nehmen: In Wirklichkeit war die Krise nie überwunden! Es ist sogar so, dass sich die Situation in vielfacher Hinsicht täglich verschlimmert. Die großen Wirtschaftsräume USA, Europa und China haben heute mehr denn je mit schweren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Dies führt bereits in zahlreichen Ländern – wie z. B. Spanien – dazu, dass die Wirtschaft stagniert und die Jugendarbeitslosigkeit mittlerweile bei rund 50 % liegt.
Einer der Hauptgründe für allgemeine Misere besteht darin, dass viele Länder jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt haben – sie also stets mehr Geld ausgegeben als eingenommen haben. Da sich aber Staaten genauso wenig wie die gewöhnlichen Bürger reich konsumieren können ist es zwangsweise so, dass dieses Spiel irgendwann enden muss. Die Geschichte kennt keine ewige Verschuldung. So ging beispielsweise der aktuelle Krisenkandidat Griechenland seit dem Jahr 1800 bereits fünfmal Bankrott! Weitere Beispiele: Polen und Rumänien durchlebten seit damals je dreimal eine Staatspleite, Russland fünfmal, Portugal und die Türkei sechsmal, Ungarn, Österreich und Deutschland je siebenmal und Spanien sogar achtmal!
Diese Aufzählung ist natürlich nicht abschließend, sondern soll nur aufzeigen, dass geschichtlich betrachtet Staatsbankrotte keine seltene Angelegenheit darstellen. Daher muss durchaus die Frage erlaubt sein, warum extremere Szenarien (wie z. B. Staatspleite, Währungsreform, hohe Inflation, etc.) heutzutage nicht mehr möglich sein sollen – gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die Gesamtverschuldung vieler großer Nationen noch nie so hoch war wie derzeit?
Die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte sind heutzutage weltweit eng verzahnt. Probleme in einer Region können deshalb auch leicht zu Turbulenzen in den anderen führen. Aus diesem Grund sollten sich Anleger einmal die aktuellen Krisenpotenziale vor Augen halten, da sich diese letztlich negativ auf ihr Vermögen auswirken können:
Potenzieller Krisenherd 1: Die USA
Die Staatsverschuldung der USA hat mit über 16 Billionen US-Dollar exorbitante Größenordnungen erreicht, welche auf herkömmliche Art nicht mehr zurückbezahlt werden können. Wie zahlreiche historische Beispiele belegen, ist der Abbau solcher Schuldenberge i. d. R. deshalb nicht mehr möglich, weil die dafür erforderlichen extremen Sparprogramme eine schwere Rezession bzw. Depression (als Bereinigungsprozess vorangegangener wirtschaftlicher Fehlentwicklungen) auslösen würden – welcher Politiker möchte hierfür die Verantwortung übernehmen?
Von großen Sparanstrengungen kann in den USA ohnehin nicht die Rede sein, denn das Land erhöht den vorhandenen Schuldenberg durch ein jährliches Budgetdefizit von rund 1 Billion US-Dollar sogar noch weiter. Die Staatsschuldenquote liegt mittlerweile bei über 100 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), nachdem sie sich im Jahr 2008 noch bei 70,7 % des BIP bewegt hatte. Die Situation ist bereits so heikel, dass viele Bundesstaaten, Kommunen und Städte inzwischen pleite sind. Verschlimmert wird diese Entwicklung noch dadurch, dass auch der private Sektor in der Vergangenheit gigantische Schuldenberge aufgetürmt hat, so dass die Gesamtverschuldung (Staat, Haushalte, Unternehmen) insgesamt sogar bei rund 50 Billionen Dollar liegt!
Die USA sind als Folge dieser mangelnden Haushaltsdisziplin, verbunden mit einem völlig unterkapitalisierten Bankensektor, bereits vor einigen Jahren an dem Punkt angelangt, an dem das Finanzsystem künstlich stabilisiert werden musste, um den völligen Zusammenbruch zu verhindern. Neben mehreren staatlichen Rettungspaketen werden die Märkte insbesondere seit dem Jahr 2008 von der amerikanischen Notenbank FED mit unvorstellbar hohen Geldmengen geflutet. Wie immer in der Geschichte werden jedoch durch diesen Inflationsprozess mit hoher Wahrscheinlichkeit Papierwerte (Geld, Anleihen, Zertifikate, etc.) künftig drastisch entwertet werden, da diese keinen realen Wert aufweisen.
Die Situation verschärft sich fortlaufend: Beispielsweise haben bis zu 3.000 mittelgroße Banken in ihren Bilanzen eine hoch gefährliche Ansammlung von Gewerbeimmobilienkrediten stehen. Experten schätzen, dass rund 65 % der zur Refinanzierung anstehenden Hypotheken ausfallgefährdet sind. Als Folge sind nun rund 40 % aller US-Banken in ihrer Existenz bedroht! Sogar ein Crash auf dem 2,8 Billionen Dollar schweren Kommunalanleihenmarkt ist nicht mehr auszuschließen.
Das allgemeine Wohlstandsniveau der US-Bürger sinkt darüber hinaus in dramatischer Weise. So stieg z. B. die Arbeitslosenzahl innerhalb von vier Jahren von sieben auf zwölf Millionen Menschen an. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage sind in der größten Volkswirtschaft der Welt inzwischen über 46 Millionen Menschen auf Lebensmittelmarken angewiesen.
Potenzieller Krisenherd 2: Die Europäische Union und Deutschland
Rund die Hälfte der EU-Staaten (Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Irland, Zypern, Belgien, etc.) sind überschuldet. Jedes dritte Land musste mittlerweile schon in irgendeiner Form von den stärkeren Ländern gerettet werden. Die Volkswirtschaften der Krisenländer leiden neben hohen Schuldenbergen zudem meist unter strukturellen Problemen (z. B. zu hohe Lohnstückkosten, unflexible Arbeitsmärkte, etc.), die sie in absehbarer Zeit nicht werden beseitigen können. Erfahrungsgemäß werden nämlich bereits kleinere Reformen von starken Protesten bis hin zu Ausschreitungen seitens der Bevölkerung begleitet.
Daher ist es wahrscheinlich, dass die vereinbarten Finanzhilfen der Geber- an die Nehmerländer im weiteren Verlauf verlängert und sogar noch weiter aufgestockt werden müssen. Aufgrund der engen Vernetzung des Finanzsektors und des Engagements vieler französischer und deutscher Banken in den Krisenstaaten kann sich die Lage sogar insoweit verschlimmern, dass letztlich auch Schwergewichte wie Spanien, Italien und Frankreich unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen müssen. Dies würde dann allerdings nach Ansicht der meisten Experten sämtliche Rettungskapazitäten überfordern!
Zu den „Hauptrettern“ der schwächelnden Euro-Länder zählt bekanntlich Deutschland, dem immer größere Lasten aufgebürdet werden. Die handelnden Politiker übersehen in ihrem blinden Aktionismus anscheinend, dass das Land selbst mit über zwei Billionen Euro (entspricht ca. 80 % des BIP) hoch verschuldet ist. Neben dieser explizit veröffentlichten Verschuldung existieren allerdings noch weitere Verbindlichkeiten, die in der offiziellen Berechnung nicht berücksichtigt werden (z. B. Renten- und Pensionsverpflichtungen für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst), welche aber ebenfalls in vollem wirtschaftlichem Umfang vom Staat zu tragen sind. Daher dürfte die Staatsverschuldung der BRD nach Schätzungen tatsächlich sogar bei deutlich über 200 % des BIP liegen!
Während die hiesigen Politiker und die EU-Bürokraten bezüglich ihrer Rettungspolitik keine nennenswerten Risiken erkennen wollen, überdenken inzwischen Großinvestoren, wie der Hedge-Fonds-Manager John Paulson, ihre bisherige Einschätzung und sehen Deutschland nicht mehr als sicheren Hafen für Kapitalanlagen an. Er kündigte sogar an, künftig auf eine schlechtere Bonität des Landes wetten zu wollen. Die Ratingagentur Moody’s senkte bekanntlich bereits den Ausblick Deutschlands auf „negativ“, was als Vorstufe einer Bonitätsabwertung zu werten ist, während die kleine Rating-Agentur Egan-Jones diese bereits vornahm. Somit erscheint es fast unausweichlich, dass auch Deutschland in absehbarer Zeit höhere Zinsen bezahlen muss – was das Haushaltsdefizit noch weiter erhöhen dürfte. Die Rettungsbemühungen könnten letztlich sogar dazu führen, dass die Bundesrepublik schließlich selbst an den Rand des finanziellen Ruins gerät.
Dass die von den Staaten geschnürten Rettungspakete anscheinend nicht ausreichend sind um die Lage im Euro-Raum zu stabilisieren, zeigt auch das Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB), die – genau wie ihr amerikanisches Gegenstück – vor einiger Zeit dazu übergegangen ist, die Märkte regelrecht mit Geld zu fluten, um die Krisenstaaten und insbesondere die Kunstwährung Euro um jeden Preis zu retten. Neben historischen Niedrigzinsen akzeptiert die Notenbank nun unbegrenzt Staatsanleihen von Ländern wie z. B. Italien und Spanien und stellt diesen im Gegenzug frisch geschöpftes Geld zur Verfügung. Dies stellt einen höchst inflationären (und unter Geldexperten höchst umstrittenen) Prozess dar, welcher die Kaufkraft des Euro mittel- bis langfristig weiter aushöhlen wird.
Potenzieller Krisenherd 3: China
Ein weiterer potenzieller Krisenherd ist (für viele überraschend) die Wirtschaftsmacht China. Das bislang enorme BIP-Wachstum des Reichs der Mitte basiert zu großen Teilen auf staatlichen Konjunkturprogrammen, während der Export durch eine relativ niedrig gehaltene Währung gestützt wird. Aufgrund der laxen staatlichen Geldpolitik steigen mittlerweile die Preise spürbar an. Da sich aus diesem Grund auch die Produktionskosten in China deutlich erhöht haben, sind akut viele Arbeitsplätze gefährdet, weil zahlreiche Firmen angekündigt haben, ihre Produktionsstätten künftig an billigere Standorte verlagern zu wollen. Am Offensichtlichsten ist der Preisanstieg im Immobiliensektor, wo zwischenzeitlich eine gigantische Blase entstand, die jederzeit platzen kann.
Allein in den letzten beiden Jahren haben Chinas Lokalregierungen einen Schuldenberg in Höhe von rund 10.700 Milliarden Yuan (ca. 1,2 Billionen Euro) für Konjunkturprogramme angehäuft, was ca. 27 % des chinesischen BIP entspricht. Experten schätzen, dass 20 bis 30 % dieser Kredite akut ausfallgefährdet sind. Obwohl China über die letzten Jahre zu einer beeindruckenden Wirtschaftsmacht aufgestiegen ist, entwickelte sich das Land allerdings durch die enorme Verschuldung von Firmen, Lokalregierungen und der Bevölkerung gleichzeitig zu einem potenziellen Krisenherd.
Auch das Wirtschaftswachstum Chinas, welches über viele Jahre sehr beeindruckend ausfiel, schwächelt nun bereits seit einigen Monaten. Der dortige Einkaufsmanagerindex bewegt sich z. B. aktuell im Bereich um die 50 Punkte. (Werte von über 50 bedeuten Wachstum, darunter Kontraktion). Da China mittlerweile die Lokomotive der Weltwirtschaft darstellt, ist die Betrachtung und Beurteilung der konjunkturellen Entwicklung des Landes äußerst wichtig. Besonders das Wohlergehen der äußerst Export lastigen deutschen Wirtschaft hängt inzwischen stark von der Prosperität des „Reichs der Mitte“ ab.
Schlussfolgerungen
Die Anzahl der bestehenden weltweiten Risiken ist Besorgnis erregend. Die großen Wirtschaftsräume USA, EU und China (von Japan ganz zu schweigen) haben die Grenzen ihrer Belastbarkeit in vielfacher Hinsicht überschritten und die finanziellen Spielräume bereits ausgeschöpft. Sobald einer dieser Giganten ins Straucheln gerät, wird es wegen der internationalen Verzahnung der Märkte auch für die anderen Wirtschaftsmächte kaum ein Halten geben.
Für Sparer und Kapitalanleger sind diese Umstände vor allem deswegen äußerst riskant, weil die reelle Gefahr besteht, dass in Zukunft Ersparnisse in Milliardenhöhe vernichtet werden. Dies dürfte in vielen Fällen zusätzlich mit dem Verlust des Arbeitsplatzes – also des regelmäßigen Einkommens – einhergehen, da als Folge der Wirtschaftskrise mit hoher Wahrscheinlichkeit unzählige Firmen in Insolvenz gehen werden. Aufgrund der dann allgemein stark ansteigenden Arbeitslosigkeit ist eine Überforderung der Sozialversicherungssysteme vorprogrammiert. Auf den Staat – als Retter in der Not – sollte künftig niemand mehr bauen, da dieser selbst genug Probleme haben dürfte, sich über Wasser zu halten.
Die Schlussfolgerung für jeden intelligenten Anleger muss deshalb lauten, sich rechtzeitig mit geeigneten sachwertorientierten Investmentlösungen zu beschäftigen. Ausgewählte Sachwerte, die strukturell knapp sind, blieben nämlich in der Geschichte gewöhnlich unberührt vom Papierwertverfall und boten dabei längerfristig betrachtet sogar attraktive Renditechancen. Alle, die ihre Vermögensverhältnisse nicht auf die kommenden Unbilden der nächsten Jahre ausgerichtet haben, werden sich dagegen vielleicht schon bald in die Millionschar der weltweiten Verlierer einreihen müssen. Dies betrifft insbesondere auch die Einwohner der „Schuldenrepublik“ (und Hauptbürgen für andere Euro-Länder) Deutschlands.
„Wenn der Staat Pleite macht, geht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger.“ (Carl Fürstenberg)
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