Renten bzw. Papiergeldanlageformen – Hohe Verlustrisiken voraus!

verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 11/15)

Der „Blitz-Absturz“ in diesem Frühjahr dürfte vielen sicherheitsorientierten Investoren noch lange in Erinnerung bleiben. Gemeint ist an dieser Stelle allerdings nicht die Schwäche an den Edelmetall- und Rohstoffmärkten – darauf haben diverse Medien schließlich schon ausführlich genug hingewiesen! Nein, die Rede ist vom Anleihemarkt. Sollte dieses Ereignis etwa nun tatsächlich den Beginn des Platzens der bestehenden Megablase markieren?

 

Die Entwicklungen der letzten Monate sollen in diesem Artikel zum Anlass genommen werden, sich einmal mit Rentenpapieren bzw. Papiergeldanlageformen generell zu beschäftigen.

 

 

Die Zinswende zeichnet sich bereits seit Längerem ab

 

Der bis Anfang 2014 amtierende US-Notenbankpräsident Ben Bernanke gab zu Beginn (und bereits vor) seiner Amtszeit entsprechende Statements ab, die besagten, die expansive Geldpolitik seines Vorgängers Alan Greenspan auch in Zukunft fortsetzen zu wollen. Er sollte eindrucksvoll sein Wort halten! Die Geldmengen wurden unter seiner Verantwortung dramatisch ausgeweitet und die Bilanzsumme der Notenbank wuchs wegen des Ankaufs wenig werthaltiger Papiere (positiv formuliert) auf Rekordstände an. Der Ökonom Georg Erber zog anlässlich des Endes der Amtszeit von Bernanke im Januar 2014 auf seiner Seite oekonomenstimme.org folgende Bilanz: „Hielt die US-Notenbank bis zum Ausbruch der Krise im Jahr 2008 zunächst keine Mortgage Backed Securities (MBS) des privaten Sektors, so hat sie seither ein Volumen von mehr als 1.300 Billionen US-Dollar angehäuft. Parallel dazu weitete die Fed ihren bestand [sic!] an US Staatschuldverschreibungen auf über 2 Bio. US-Dollar aus. Eine derartig hohe Bilanzsumme an langfristigen Schuldverschreibungen des privaten und öffentlichen Sektors der US-Wirtschaft ist historisch einzigartig. Aktuell liegt die Bilanz der US-Notenbank sogar über 4 Bio. US-Dollar.“

 

Die EZB verfährt bekanntlich seit einiger Zeit nach ähnlichem Muster und betreibt eine sehr laxe Geldpolitik. So verkündete EZB-Präsident Mario Draghi als neueste Maßnahme im Januar 2015, dass die Notenbank monatlich für 60 Milliarden Euro (!) Anleihen kaufen wolle. Das Programm werde bis September 2016 laufen. Inflation stellt für Politiker und Notenbanker anscheinend immer den am wenigsten schmerzhaften Weg dar, um die Probleme völlig überschuldeter Staaten und eines kranken Bankensektors zu überlagern. Für die nächsten Monate und Jahre kann schon allein deshalb mit einer Fortsetzung der Geldmengenflut gerechnet werden, weil eine konsequente Rückkehr zu Disziplin und Schuldenbegrenzung langfristig zwar unausweichlich ist, kurzfristig aber zu einer starken Rezession bzw. Depression führen würde.

 

Kaum ein Politiker und Notenbankvertreter würde wohl freiwillig die Verantwortung für eine solche Entwicklung auf sich nehmen, vor allem da die nächste Wahl immer die wichtigste ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch Janet Yellen, die Nachfolgerin von Bernanke, die lockere Geldpolitik fortsetzt, wenn bis dato auch in etwas gemäßigterer Form. (Meine Prognose: Sobald sich die Weltwirtschaft wieder abkühlt – und erste Anzeichen hierfür gibt es bereits – wird auch in den USA ein neues Anleihekaufprogramm nicht lange auf sich warten lassen.)

 

Es handelt sich jedoch um ein ökonomisches Gesetz, dass eine expansive Geldpolitik früher oder später zu steigenden Kapitalmarktzinsen führen muss. Bekanntlich bestehen diese neben der Liquiditätsverzichtsprämie und einer Prämie für die Übernahme von Bonitätsrisiken zusätzlich aus einer Komponente, welche die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer berücksichtigt. Gerade diese wird in Zukunft eine große Rolle spielen, denn immer mehr Marktakteure dürften im Zeitverlauf den Inflationsprozess durchschauen und als Anreiz für ihr weiteres Engagement in die bekanntlich nicht inflationsgeschützten Anleihen höhere Zinsen einfordern. Angesichts der hoffnungslosen Überschuldung vieler Staaten sollte zudem bald auch verstärkt wieder die Bonitätskomponente, welche die höhere Ausfallwahrscheinlichkeit der Länder und ihrer Schuldpapiere widerspiegelt, als Einflussfaktor für steigende Zinsen zum Tragen kommen. Diese Gesetzmäßigkeiten können langfristig durch keine Notenbank der Welt außer Kraft gesetzt, sondern lediglich verzögert werden.

 

 

Der Einbruch am Rentenmarkt stellt ein Warnzeichen dar

 

Nachdem die Zinsen mehr als drei Jahrzehnte auf historische Tiefststände gefallen waren, findet seit einiger Zeit ein Trendwendeprozess statt: Bereits der Kurssturz im April 2015 hatte es angedeutet, aber im Juni gewann dann die Entwicklung noch einmal richtig an Fahrt. Innerhalb von wenigen Tagen schossen plötzlich die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen zeitweise auf 1,05 % in die Höhe und notierten damit einen Prozentpunkt über den kurze Zeit zuvor noch markierten Tiefstständen. Dementsprechend ging es sofort deutlich mit den Anleihepreisen bergab. So mussten klassische und gemeinhin als sicher geltende Rentenfonds vorübergehend mehr als 10 % an Verlusten hinnehmen. Besonders traf es dabei jene Fonds, die vor allem auf langlaufende, europäische Staatsanleihen gesetzt hatten. Was für Aktienanleger wie eine völlig normale Volatilität aussieht, ist am Rentenmarkt ein regelrechter Crash!

 

Einen Einbruch bei den Anleihen trotz des gigantischen Kaufprogramms der EZB dürften viele Marktteilnehmer nicht mehr für möglich gehalten haben. Zwar erholten sich die Kurse im Anschluss daran teilweise wieder, jedoch sollten diese jüngsten Ereignisse dennoch ein Warnzeichen für jeden Anleger sein, der immer noch mit einem Großteil seines Vermögens in diesem Sektor investiert ist. Möglicherweise wurde nämlich die bestehende Rentenblase nun tatsächlich angestochen. Da besonders langläufige Anleihen extrem sensitiv auf Zinsänderungen reagieren, sollten deren Besitzer somit für die Zukunft erhebliche Kursverluste einkalkulieren – oder eben beizeiten entsprechende Papiere und Rentenfonds verkaufen. Diese stellen momentan vor allem Risiken ohne erkennbare Renditechancen dar.


 

Papiergeldanlagen bergen generell hohe Risiken in sich

 

An dieser Stelle soll nun aber nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Gefahr von Verlusten und Ausfallrisiken nur bei Anleihen und Rentenfonds bestünde. Vielmehr dürfte der gesamte Sektor der „Papiergeldanlageformen“ Probleme bekommen (z. B. auch kapitalbildende Lebensversicherungen, Festgelder, Sparbriefe, Bausparer, etc.). Ein Risikofaktor besteht beispielsweise darin, dass es immer noch üblich ist, dass Banken lediglich über Eigenkapitalquoten von weniger als 10 % verfügen und damit – nüchtern betrachtet – extrem unterkapitalisiert sind. So gilt es heutzutage schon als gutes Ergebnis, wenn Institute eine Eigenkapitalquote von 8 % vorweisen können. Dies hat zur Folge, dass schon eine große Fehlspekulation eines oder mehrere dieser Institute in Schieflage bringen könnte (siehe als Vorgeschmack die Pleite von Lehman Brothers im Jahr 2008).

 

Zwar wurden für einen solchen Ernstfall grundsätzlich entsprechende Sicherungssysteme eingerichtet, wie z. B. die gesetzliche Einlagensicherung bei Banken, welche EU-weit 100 % der Einlagen bis maximal 100.000 Euro pro Person schützen soll. Darüber hinaus existiert in Deutschland mit den verschiedenen Einlagensicherungsfonds der Institutsgruppen eine zusätzliche Absicherung. Problematisch daran ist allerdings, dass die Kunden hierauf keinen Rechtsanspruch haben. Zudem waren diese Einrichtungen nie für Großpleiten konzipiert. Mögen die bestehenden Sicherungssysteme bei einzelnen Unternehmenspleiten noch funktionieren, dürfte dies bei einem möglichen „großflächigen“ Kollaps der Banken- und Versicherungslandschaft mit herkömmlichen Mitteln kaum noch zu gewährleisten sein.

 

Spätestens seit der Beinahe-Pleite Zyperns im Jahr 2013, im Zuge derer die handelnden Politiker Vermögen ab 100.000 Euro mit erheblichen Zwangsabgaben (z. B. bei der Laiki-Bank bis zu 50 %, bei der Bank of Cyprus bis zu 30 %) belegten, und angesichts der Notfallmaßnahmen, die im Sommer 2015 angesichts der Griechenland-Rettung ergriffen wurden, sollte jedem Sparer klar geworden sein, dass Bankeinlagen keine völlig sicheren Geldanlagen mehr sind! So schlossen etwa griechische Banken für einen Zeitraum von rund drei Wochen ihre Kunden aus und es wurden zudem tägliche Auszahlungslimits in Höhe von 60,00 Euro verhängt, die auch nach der Wiederöffnung der Banken bestehen blieben. Sparer sollten sich angesichts dieser „Praxisbeispiele“ immer vor Augen halten, dass jede Sparanlage bei der Bank einen Kredit darstellt. Sie leihen dabei ihrem Institut Geld und bekommen hierfür (niedrige) Zinsen. Im Falle einer Schieflage kann es ihnen genauso ergehen wie anderen Gläubigern, etwa den Haltern von Bankanleihen: Sie müssen unter Umständen auf einen Teil des Geldes verzichten.

 

Darüber hinaus weisen Papiergeldanlagen aber auch noch einen anderen entscheidenden Nachteil auf: Sie sind nicht inflationssicher. In Inflationszeiten erlitten geschichtlich betrachtet vor allem die klassischen Sparer und sicherheitsorientierten Anleger die größten Vermögenseinbußen, da diese mit besonderer Vorliebe in Anlageformen investieren, welche vermeintlich keine Risiken in sich bergen.

 

Auch heutzutage lassen viele Sparer anscheinend außer Acht, dass der stetige Kaufkraftverlust höher ist, als die Zinsen, welche ihre jeweiligen Anlagen erwirtschaften. Beispielsweise würde wohl niemand sein Geld freiwillig bei einer Bank anlegen, welche jährliche Sollzinsen in Höhe von 4 % berechnet, die direkt vom Sparkapital abgezogen würden. Der verdeckt ablaufende Inflationsprozess führt jedoch im Grunde zu genau diesem Ergebnis: So gewähren diverse Banken den Sparern zwar noch geringe Habenzinsen auf ihre Einlagen und die Anleger sehen ihr Vermögen auf dem Kontoauszug nominal (leicht) wachsen. Durch den vergleichsweise höheren Kaufkraftverlust des Geldes wird dieser positive Zinsertrag jedoch überkompensiert und die Vermögen im Zeitverlauf – real betrachtet – aufgezerrt.


 

Handlungsmöglichkeiten

 

Der Rentenmarkt und sämtliche Papiergeldanlageformen weisen in diesen Zeiten im Allgemeinen ein äußerst schlechtes Chance-Risiko-Verhältnis für Kapitalanleger auf, da es sich hierbei um reine Zahlungsversprechen und nicht um real existierende Werte handelt. Manche Analysten bezeichnen diese Assetklasse sogar als die „Mutter aller Blasen“. Investoren sollten diesen Sektor somit grundsätzlich eher meiden bzw. bestehende Engagements zumindest stark reduzieren.

 

Selbstverständlich gilt die obige Warnung nur eingeschränkt für Girokonto-, Tagesgeld- und Geldmarktguthaben, welche durchaus ihre Berechtigung in der privaten Anlagestrategie haben. Ein gewisser Cash-Anteil ist immer angebracht, weil sich hierdurch der Investor die Option offen hält, flexibel auf unvorhersehbare Entwicklungen reagieren und sich bietende Chancen an den Kapitalmärkten (z. B. nach Kursrückgängen) ergreifen zu können. Dabei sollte er allerdings sicherheitshalber größere Einlagen auf verschiedene Banken verteilen. Des Weiteren erscheint der Aufbau einer Bargeldreserve empfehlenswert. Hierdurch wird der mögliche Fall berücksichtigt, dass Banken künftig bei einer Zuspitzung der Krise für einige Tage oder Wochen, wie in Griechenland, geschlossen bleiben könnten. Als Faustformel hat sich dabei ein Bargeldvorrat von zwei bis drei Nettomonatsgehältern bewährt.

 

Der Königsweg dürfte in diesen unsicheren Zeiten aber sein, einen Großteil der vorhandenen Vermögenswerte auf verschiedene, gut ausgewählte Sachwertinvestments aufzuteilen. Sachwerte, die strukturell knapp sind, blieben in der Geschichte stets unberührt vom Kaufkraftverfall, können nicht per Dekret für wertlos erklärt werden und bieten zudem sogar attraktive Renditechancen. In Frage kommt hierfür nicht nur der Kauf von Edelmetallen (v. a. Gold und Silber), sondern beispielsweise auch von Edelhölzern, Strategischen Metallen, Diamanten und sachwertorientierten Investmentfonds. Spezialisierte Berater können Interessenten hierbei mit geeigneten Lösungskonzepten behilflich sein.

 

„Das Problem mit Papiergeld ist, dass es die Minderheit, die mit Geld umgehen kann, belohnt und die Generation, die gearbeitet und gespart hat, zum Narren hält.“ (Adam Smith)

 

 

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