Die Zeiten für klassische Sparer und Anleger werden ungemütlicher

verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 11/12)

Nachdem die meisten Medien und Experten seit längerer Zeit die Wirtschaftslokomotive Deutschland hoch gepriesen und damit den Eindruck erweckt hatten, unser Land könne sich der Finanz- und Eurokrise inklusive deren Auswirkungen vollständig und ohne Blessuren entziehen, kehrt nun allmählich die Ernüchterung ein. So hat beispielsweise Ende Juni 2012 die kleine und unabhängige Ratingagentur Egan-Jones als erste damit begonnen die Bonität Deutschlands von AA- auf A+ zu senken. Der weitere Ausblick wurde als negativ eingestuft, womit auch die nächsten Herabstufungen abzusehen sind. Hintergrund der Entscheidung ist, dass Deutschland unter der Schuldenkrise Europas noch erheblich zu leiden haben wird. In der Begründung heißt es: "Ob Griechenland oder andere Mitglieder der Eurozone die Währungsunion verlassen oder nicht, Deutschland werde in jedem Fall auf massiven zusätzlichen uneinbringlichen Forderungen sitzen bleiben". Kurze Zeit später, Ende Juli, rüttelte dann auch die „große“ Ratingagentur Moody’s an Deutschlands Top-Rating und senkte den Ausblick für die Kreditwürdigkeit auf „negativ“.

 

Da passt auch ins Bild, dass vor einigen Monaten laut "Financial Times" der bekannten Hedge-Fonds-Manager John Paulson angekündigt hat, nun auch auf eine schlechtere Bonität Deutschlands zu wetten, dessen Anleihen bislang als sicherer Hafen galten. Zitat aus dem Artikel: „Der Hedge-Fonds-Manager gehe davon aus, dass auch Deutschland immer tiefer in den Strudel der Schuldenkrise gerate, wenn sich die Lage in den nächsten Monaten zuspitze.“

 

Der Finanzprofi hat hierfür gute Gründe: Kumuliert man die mittels EFSF und via EZB und Target 2 etc. eingegangenen Risiken Deutschlands auf, dürften diese weniger bei den offiziell genannten 190 bzw. 310 Mrd. Euro liegen, sondern eher schon die Billionengrenze überschritten haben – Tendenz weiter steigend. Diese gigantischen Beträge mit denen Deutschland für die Eurorettung in der Haftung steht, werden den Bürgern dieses Landes mit hoher Wahrscheinlichkeit noch teuer zu stehen kommen!

 

Um der sich ausbreitenden Krise endlich Herr zu werden, sollen nun verschiedene Maßnahmen (z. B. ein Fiskalpakt, Sparpakete und der berüchtigte ESM) im Euroraum umgesetzt werden, um die Defizite abzubauen und verloren gegangenes Vertrauen an den Märkten zurück zu gewinnen. Dies hat allerdings aus Anleger- und Sparersicht einen entscheidenden Haken: In Papier-, bzw. Kreditgeldsystemen wie dem unserigen können gesamtwirtschaftlich betrachtet Schulden nur dann abgebaut werden, wenn an anderer Stelle auch Forderungen bzw. Vermögen abgeschrieben werden!

 

Schulden können also nur verschwinden, wenn sich auch die gegenüber stehenden Vermögen auflösen – denn es ist zwangsweise so, dass die Vermögen des einen die Schulden eines anderen sind! Aus genau diesen Gründen sollten Sparer (=Gläubiger) primär reine Papiergeld-Anlageformen minimieren, die nichts anderes als Zahlungsversprechen darstellen und somit letztlich auch in willkürlicher Höhe entwertet werden können.

 

Ein gutes Beispiel hierfür sind kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen, die hierzulande zu den am meisten verkauften Geldanlageformen und Altersvorsorgeprodukten zählen: So besitzen die rund 82 Millionen Einwohner Deutschlands laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GdV) etwa 90 Millionen Kapitallebensversicherungen. Problematisch daran ist, dass etwa 85% des Kapitals laut GdV- und BaFin-Daten – direkt oder indirekt in Schuldtiteln (=Zahlungsversprechen) angelegt wurden. Des Weiteren wurden 10% der Gelder im Immobilienbereich investiert, die Aktienquoten liegen sogar meist nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Edelmetalle spielen bei den Versicherern überhaupt keine Rolle!

 

Darüber hinaus ist noch ein anderer Aspekt kritisch zu beurteilen: Womöglich um die Kunden bei der Stange zu halten, weisen zahlreiche Versicherer derzeit noch Überschussbeteiligungen von über 4% aus. Das Problem daran ist, dass solche Erträge mit den Anleihen der noch als solider eingestuften Länder der Eurozone schon lange nicht mehr erzielbar sind! Dagegen locken die krisengebeutelten Südländer der Eurozone durchaus mit Zinsen von über 4,1%, da diese aufgrund der niedrigeren Bonität entsprechende Risikoaufschläge bezahlen müssen. Somit ist es mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass mehrere große Versicherungen massiv in italienischen und spanischen Anleihen investiert sein sollen, die bekanntlich ebenfalls zu den Wackelkandidaten in der Eurozone zählen. Wenn sich nun die Finanzkrise weiter zuspitzt, nehmen natürlich auch die Ausfallwahrscheinlichkeiten solcher Papiere dramatisch zu – mit entsprechenden Folgen für die jeweiligen Versicherungsverträge. Zwar kann die EZB versuchen, Zahlungsausfälle durch Ankauf von Staatsanleihen krisengebeutelter Länder mittels exzessivem Gelddrucken auch weiterhin zu verhindern. Nach den ökonomischen Gesetzen wird dies allerdings die Inflation noch weiter anheizen und die Kaufkraft der Lebensversicherungen noch schneller dahin schmelzen lassen. Unter dem Strich wäre somit rein gar nichts gewonnen!

 

Die Alternative zur Geldschöpfung ist indes auch schon geregelt: So besagt § 89 des deutschen Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG), dass die Aufsichtsbehörde alle Arten von Zahlungen verbieten kann bzw. dass die Leistungen herabgesetzt werden können, wenn das jeweilige Versicherungsunternehmen seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann (also beispielsweise wenn die Versicherung aufgrund ihrer Fehlinvestitionen pleite geht). Freundlicherweise wird in Absatz 2 auch gleich ausgeführt, dass die Pflicht der Versicherungsnehmer, die Versicherungsentgelte in der bisherigen Höhe weiterzuzahlen, durch die Herabsetzung nicht berührt wird…

 

Das einzig „sichere“ an einer kapitalgebundenen Lebens- und Rentenversicherung dürfte somit einzig und allein noch die Gefahr sein, in der sich die Gelder der Kunden befinden!

 

An dieser Stelle sollen auch noch die Schattenseiten einer anderen beliebten Anlageklasse beleuchtet werden, welche derzeit gerne als „ideale Lösung zum Vermögensschutz“ propagiert wird: Immobilien. Bei oberflächlicher Betrachtung lassen es die sehr niedrigen Hypothekenzinsen und der negative Realzins zwar zunächst plausibel erscheinen, wenn sich Anleger – in Erwartung künftiger Inflationsschübe – verschulden und Häuser bauen oder kaufen. Dieses Vorgehen kann jedoch schnell in ein finanzielles Abenteuer ausarten!

 

Richtig ist natürlich, dass Immobilien grundsätzlich Sachwerte sind. Deren „innerer Wert“ kann allerdings schnell durch verschiedene Faktoren extrem negativ beeinflusst werden. So ist beispielsweise auch in Deutschland mit dem weiteren Fortschreiten der Finanz- und Wirtschaftskrise mit einem starken Konjunktureinbruch und in der Folge mit vermehrten Firmenpleiten und höherer Arbeitslosigkeit zu rechnen. Dies wird zwangsläufig zu einem Anstieg von in Notlage geratenden (überwiegend fremdfinanzierten) Immobilien führen. Dieser Angebotserhöhung dürfte allerdings (aufgrund besagter Firmenpleiten und höherer Arbeitslosigkeit sowie gleichzeitig ansteigender Inflation) deutlich weniger Kaufkraft gegenüber stehen, was sich in einem Nachfragerückgang auswirken sollte. Sinkende Immobilienwerte sind dann vorprogrammiert! Da momentan aufgrund der Kapitalflucht in das vermeintlich sichere „Betongold“ sogar bereits Marktüberhitzungen in Deutschland feststellbar sind, ist die Fallhöhe indes noch um einiges höher geworden.

 

Investoren sollten zudem beachten, dass die Immobilie per Definition immobil und aufgrund der lückenlosen Erfassung in den Grundbüchern nicht zu verheimlichen ist. Damit ist sie automatisch staatlichen Zugriffsmöglichkeiten ausgesetzt! Bereits heute ist z. B. die Gesetzgebung sehr Mieterfreundlich, wohl auch deswegen, weil diese die zahlenmäßig überlegene Wählergruppe darstellen. Im Zuge einer sich beschleunigenden Inflation sind daher Mietpreisstopps bei vermieteten Immobilien durchaus eine realistische Gefahr! Durch das Verbot von Mietpreiserhöhungen könnte der Staat nämlich in turbulenteren Zeiten große Teile der Bevölkerung ruhig halten – zu Lasten der Vermieter. Diese verlören aufgrund der ansteigenden Instandhaltungskosten bei gleich bleibenden Mieten in diesem Szenario permanent an Kaufkraft. In der Geschichte war dies schon häufig der Fall.

 

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Risikofaktor zeichnet sich aktuell mit der möglichen Wiedereinführung der Vermögenssteuer ab. Mittlerweile nehmen nur noch Daueroptimisten an, dass der Immobilienbesitz hierbei besonders gut abschneiden dürfte. Wie dies in der Praxis aussehen kann, wurde bereits in Griechenland getestet: Dort wird eine Sondersteuer von 20 Euro pro Quadratmeter und Jahr über die Stromrechnung einkassiert.

 

Aus diesen (und anderen) Gründen haben sich Immobilien historisch betrachtet immer erst nach einer Inflationskrise als ein lohnendes Investment herausgestellt.

 

Der vorausschauende Anleger investiert angesichts der zu erwartenden Verwerfungen der nächsten Monate und Jahre somit weder in Papiergeldinvestments noch in vermeintlich sichere Sachwerte, sondern in ausgewählte Sachwerte. An vorderster Stelle gehören hierzu Gold und Silber. Diese weisen als bewährte „Inflations- und Krisenschutzinstrumente“ einen unvergänglichen, realen Wert auf und wurden zudem von den Menschen bereits über viele Jahrhunderte als Währungen angesehen und genutzt. Als sinnvolle Ergänzung hierzu kommen grundsätzlich Rohstoff- und Goldaktien (derzeit fundamental unterbewertet), Investitionen in Edelhölzer (naturgegebener Zinseszins) und zu einem kleinen Teil auch strategische Metalle (extrem knappes Angebot bei wachsendem Bedarf) in Betracht. Außerdem ist auf eine ausgewogene, geografische Vermögensstreuung zu achten. Da bereits in den vergangenen Jahren an dieser Stelle (siehe z. B. Begleitbroschüre zur Edelmetall- und Rohstoffmesse 2011/2012) auf die Vorzüge dieser Anlagemöglichkeiten ausführlicher eingegangen wurde, wollen wir es bei diesem Überblick belassen.

 

Die Zeiten für „klassische“ Sparer und Anleger werden in jedem Falle ungemütlicher. Daher sollte sich der kluge Investor angesichts der Krisenproblematik – entsprechend seiner individuellen Situation – einen Mix aus verschiedenen, geeigneten Sachwertanlagen zusammenzustellen. Hierbei ist es ratsam, bei mangelnden eigenen Kenntnissen auf den Rat von Experten zurückzugreifen, die sich seit Jahren auf inflations- und krisengeschützte Investmentformen spezialisiert haben und somit über die notwendige Erfahrung verfügen.

 

„Wenn der Staat Pleite macht, geht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger.“ (Carl Fürstenberg)

 

 

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