Stürmische Zeiten für Vermögensbesitzer und Steuerzahler voraus

verfasst von Florian Sollfrank (Stand: 11/18)

© Mopic - Fotolia.com
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Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, warnte vor Kurzem explizit vor den wachsenden Schuldenbergen der Schwellenländer. Deren Schulden seien eine genauso große Gefahr für die Weltwirtschaft wie die letzte globale Finanzkrise des Jahres 2008.

 

Diese Warnung sollte man ernstnehmen, denn nachdem im Jahr 2007 die Immobilienmärkte (vor allem in den USA und einigen europäischen Staaten, wie z. B. Spanien) kollabierten, gerieten zahlreiche Banken in Schieflage, die Großbank Lehman Brothers ging pleite, die Kurse an den Börsen stürzten in die Tiefe und die Weltwirtschaft schlitterte in eine dramatische Rezession. Um das gesamte Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren, gingen die internationalen Notenbanken in den Modus der Dauerrettung über, schafften dabei quasi den Zins ab und erschufen Weltmeere an neuem Geld. Als „Retter“ oder sogar „Erlöser“ sollte man diese Institutionen aber nicht ansehen: Schließlich hatten sie durch ihre bereits sehr expansive Geldpolitik vor der Finanzkrise maßgeblich ihren Teil dazu beigetragen, dass diese überhaupt erst entstehen konnte!

 

 

Die damalige Krise ist nie gelöst worden

 

Die Warnungen Trichets vor einer neuen Krise sind völlig berechtigt. Noch zutreffender wäre es allerdings zu sagen, dass die Krise nie weg war. Deren damalige Hauptursache ist zu keinem Zeitpunkt beseitigt worden und nach wie vor vorhanden: Das ungedeckte Papiergeldsystem selbst! Erst dieses ermöglicht es privilegierten Institutionen (Noten- und Geschäftsbanken), Geld aus dem Nichts zu erschaffen und den Staaten, sich völlig unseriös über alle Maßen zu verschulden.

 

Statt damals mutig die Lösung der eigentlichen Ursache anzugehen, konnte durch den Einsatz der Druckerpresse zwar das völlige Eskalieren der Krise 2008 zunächst gestoppt werden. Jedoch wurde diese hierdurch lediglich in die Zukunft verschoben. Durch die expansive Geldpolitik entstanden ein künstlicher Boom und eine „Zombie-Weltwirtschaft“, die auf Nullzinsen angewiesen sind und täglich neue Dosen billigen Geldes benötigen. Gleichzeitig haben sich über die Jahre neue und noch viel größere Blasen an den internationalen Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten entwickelt.

 

 

Schwellenländer durch stärkeren US-Dollar in Probleme

 

Die amerikanische Notenbank wagt nun seit einiger Zeit das Experiment, aus dem Modus der Dauerrettung auszusteigen, in dem sie die Leitzinsen bereits mehrere Male anhob. Analysten befürchten jedoch, dass sie dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit die diversen Blasen angestochen hat, welche in der Folge mit etwas Zeitverzögerung platzen dürften.

 

Der ehemalige EZB-Präsident Trichet sieht wohl deswegen die größte Gefahr von den Schwellenländern ausgehen, weil sich diese ihre Schuldenberge bei einem – aufgrund der erfolgten Zinserhöhungen aufgewerteten US-Dollar – kaum mehr leisten können. Stark betroffen sind vor allem jene Staaten, die in den letzten Jahren in großem Stil auf Dollar lautende Kredite aufgenommen haben. In Zeiten einer stärkeren US-Währung kommen diesen nun der Schuldendienst und die Tilgung der Darlehen, gemessen in der jeweiligen Landeswährung, deutlich teurer zu stehen. Unter Umständen so teuer, dass zahlreiche Schuldner unter der Last zusammenbrechen könnten. Viele Investoren sehen dies anscheinend genauso. Diese begannen nämlich in letzter Zeit damit, ihr Geld aus den betroffenen Staaten abzuziehen, wodurch deren Währungen dramatisch unter Druck kamen. Durch die enge Verzahnung der Märkte birgt das Straucheln mehrerer Schwellenländer (im Fokus derzeit: Türkei, Südafrika, Indonesien, Indien, Brasilien und Argentinien) das Potenzial in sich, die Weltwirtschaft in eine neue Krise zu stürzen, die weitaus schlimmer als jene von 2008 werden dürfte!

 

 

In der EU wurden verschiedene Transfermechanismen etabliert

© kreatik - Fotolia.com
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Darüber hinaus droht allerdings noch zusätzliches Ungemach und zwar in Form der Fehlkonstruktionen Euro und EU. Etwa die Hälfte der EU-Staaten (v. a. Griechenland, Italien, Spanien, etc.) sind ebenfalls überschuldet. Jedes dritte Land musste mittlerweile in irgendeiner Form von den stärkeren Ländern „gerettet“ werden. Die kriselnden Volkswirtschaften leiden neben hohen Schuldenbergen zudem oftmals unter strukturellen Problemen (z. B. zu hohe Lohnstückkosten, unflexible Arbeitsmärkte, etc.). Früher konnten die Staaten in diesen Fällen einfach ihre Währung abwerten, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Im starren Korsett des Euro ist dies nun nicht mehr möglich.

 

Stattdessen hätte man dort unpopuläre Maßnahmen ergreifen müssen (z. B. Haushaltsdisziplin, Strukturreformen am Arbeitsmarkt, etc.). Diese wurden jedoch in den letzten Jahren überwiegend nicht umgesetzt, obwohl die expansive Geldpolitik der EZB den Krisenländern – durch die damit verbundenen, günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten – genügend Zeit verschafft hat.

 

Nach Beginn der Euro-Krise wählte man in der EU lieber den einfacheren Weg: Den der Transferunion. Künftig sollten die noch reicheren Länder wie Deutschland die ärmeren Nationen in der Euro-Zone unterstützen. Dies war zwar im EU-Recht ursprünglich nicht vorgesehen und sogar explizit ausgeschlossen worden. Aber wen interessieren schon Gesetze, wenn Not am Mann ist? Fortan ließ sich vor allem Deutschland als Zahler und Bürge für andere Staaten in die Haftung nehmen. Die Transfermechanismen sind mittlerweile zahlreich und haben nichtssagende Namen, wie z. B. Target2, ESM, OMT, etc., mit denen die Öffentlichkeit kaum etwas anfangen kann.

 

 

Die Wahrheit über die Target2-Salden

 © fotomek - Fotolia.com
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Im Target2-System muss die Deutsche Bundesbank Überziehungswünsche der Notenbanken der EU-Defizitländer in unbegrenzter Höhe und für unbestimmte Zeit akzeptieren. Diese Defizite resultieren vor allem aus zwei Vorgängen: Kapitalflucht und Leistungsbilanzdefizite. Einerseits wachsen somit die Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber den Notenbanken anderer Länder, indem Anleger beispielsweise in Italien ihre Guthaben an deutsche Banken überweisen. Andererseits steigen diese, wenn Länder Leistungsbilanzdefizite anhäufen und ihre Importe mit neu geschaffenen Euros bezahlen. Aktuell verfügen z. B. neben Deutschland auch Luxemburg und die Niederlande über einen positiven Saldo, während Spanien, Italien und andere bei den Nordländern in der Kreide stehen.

 

Diese Forderungen werden aber leider größtenteils abgeschrieben werden müssen, wenn eines oder mehrere der betreffenden Krisenländer (z. B. Italien) die Euro-Zone oder gar die EU verlassen sollte(n). Die Ansprüche der Bundesbank gegenüber dem Target2-System stellen eine gewaltige Summe dar: Sie entspricht fast 29 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts und ca. 85 % der gesamten deutschen Steuereinnahmen eines Jahres. Mit einer Rückzahlung der Schulden an die Bundesbank ist bei einem künftigen Austritt eines oder mehrerer der betreffenden Staaten nicht mehr zu rechnen.

 

„Böse Zungen“ behaupten, dass der neu gewählten italienischen Regierung das Drohpotenzial gegenüber Deutschland natürlich bekannt sei. Das Motto der Zukunft könnte daher bald lauten: „Entweder Ihr gewährt uns weitere und noch viel umfangreichere Transferleistungen, damit wir in der Euro-Zone bzw. EU bleiben, oder wir treten einfach aus!“ In beiden Fällen würden die Zeche die deutschen Vermögensbesitzer und Steuerzahler zu begleichen haben.

 

 

Der europäische Bankensektor ist extrem unterkapitalisiert

 

Darüber hinaus gibt es noch ein ganz anderes Problemfeld: Den europäischen Bankensektor. So stufte der renommierte Bankenexperte Dr. Markus Krall in kürzlich geführten Interviews mit dem Magazin Smart Investor unser Bankensystem als extrem instabil und unterkapitalisiert ein. Er führte u. a. aus, dass die Finanzinstitute auf einem Berg an notleidenden Krediten (so genannte „Non-performing Loans“) sitzen würden, wobei er die Größenordnung auf ca. 1.000 Milliarden Euro bezifferte, welche noch nicht verbucht worden seien! Diese und noch weitere Risiken würden von den Banken nicht erkannt, weil deren Risikomesssysteme wegen der Nullzinspolitik der EZB nicht mehr funktionierten.

 

© bluedesign - Fotolia.com
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Zur notwendigen Rekapitalisierung der Finanzinstitute bedürfe es derzeit, gemäß seinen Berechnungen, ca. 1,5 Billionen Euro. Seiner Einschätzung nach dürfte die Politik dieses Problem allerdings auch weiterhin nicht angehen, da die nötigen Maßnahmen so groß und voluminös sein müssten, dass sie „ohne Krise gar nicht durch die Gremien und Institutionen zu bringen“ wären. Stattdessen wird die Politik erwartungsgemäß einmal mehr versuchen, das Problem auszusitzen.

 

Dieses Mal würde „Zuwarten“ als Lösung aber nicht mehr funktionieren. Bereits ab dem Jahr 2020 dürfte es demnach für den Bankensektor kritisch werden. Die in Zukunft nötige Summe zu deren Rekapitalisierung beliefe sich dann, laut seinen Aussagen, eher auf 5 Billionen Euro, was aber keine Volkswirtschaft mehr stemmen könnte. Zitat Krall: „Solange es (…) nicht geknallt hat, ist niemand bereit, die Maßnahmen umzusetzen. Und wenn es dann geknallt haben wird, ist es für die Maßnahmen, die ich vorschlage, zu spät. Sozusagen die Quadratur des Kreises.“

 

 

Platzende Finanzblasen, Inflation, Vermögenssteuern und Zwangsabgaben voraus

 

Fassen wir kurz zusammen: Der fleißige Sparer und Anleger, der sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten ein Vermögen aufgebaut hat, wird in naher Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit in Form von platzenden Finanzblasen im Aktien-, Renten- und Immobiliensektor Geld verlieren, zudem einen dramatischen Kaufkraftverlust durch Inflation hinnehmen müssen und kann des Weiteren damit rechnen, aufgrund der völlig aus dem Ruder gelaufenen Euro- und EU Rettungspolitik, verbunden mit der bestehenden Unterkapitalisierung des Bankensektors, mit massiven Steuererhöhungen und Vermögensabgaben belegt zu werden.

 

Oder, um es mit den nüchternen Worten des amerikanischen Ökonomen Prof. Kenneth Rogoff auszudrücken, der im letzten Jahr sagte: Deutschland werde als Gläubiger im Euro-Raum „eine Rechnung bezahlen müssen“.

 

 

Vermögensaufteilung auf den Prüfstand stellen

© DOC RABE Media - Fotolia.com
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Anstatt diese Entwicklung zu beklagen, sollten Vermögensbesitzer lieber handeln! Einiges spricht somit dafür, vorhandenes Aktien-, Renten- und Immobilienvermögen auf den Prüfstand zu stellen. Hierbei sind vor allem Klumpenrisiken möglichst zu vermeiden bzw. zu minimieren. Des Weiteren sollten größere Bankguthaben reduziert und künftig auf verschiedene Banken verteilt werden. Überdies erscheint es sinnvoll, einen gewissen Cash-Anteil auch in Form von Bargeld vorzuhalten. Natürlich ist ein gewisser Cash-Anteil immer angebracht, weil sich hierdurch der Investor die Option offen hält, flexibel auf unvorhersehbare Entwicklungen reagieren und sich bietende Chancen an den Kapitalmärkten (z. B. nach Kursrückgängen) ergreifen zu können.

 

Darüber hinaus sollten Vermögenswerte verstärkt in ausgewählte Sachwerte und Fonds veranlagt werden. Beispielsweise sind Edelmetalle und Diamanten als klassische Sachwerte per se inflationsgeschützt und bergen darüber hinaus kein Bonitätsrisiko in sich. Zudem können diese noch relativ anonym erworben werden.

 

 

Geografische Vermögensstreuung nicht vernachlässigen

© B. Wylezich - Fotolia.com
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Wer als Anleger die Sicherheit noch weiter erhöhen möchte, sollte überdies Teile seines Vermögens geografisch streuen, sprich, in rechtssicheren Staaten außerhalb des Euro- und EU-Raumes verbringen. Dies könnte z. B. mittels Verwahrung von Edelmetallen über namhafte Anbieter in einem Zollfreilager oder der Führung eines Fondsdepots bei einer ausgewählten, ausländischen Bank geschehen.

 

Zu beachten ist, dass an dieser Stelle nur von legalen Konten und Depots die Rede ist. Allen voran sind hierfür primär Nationen geeignet, welche sich über Jahrzehnte (besser über Jahrhunderte) als politisch und wirtschaftlich stabil erwiesen haben und somit eine sehr lange Tradition in der Achtung des Privateigentums ihrer Bürger vorweisen können. Zudem sollten in diesen Ländern Staatsschulden keine bzw. nur eine untergeordnete Bedeutung spielen. Die geografische Vermögensstreuung wird leider von den meisten Investoren vernachlässigt. Dies könnte sich schon bald als fatal erweisen. Daher lautet die Devise: Handeln, bevor es zu spät ist!

 

 

Schlussfolgerungen

 

Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass hierzulande die finanziellen Risiken für Vermögensbesitzer immer weiter zunehmen. Vorausschauende Anleger sollten daher Vorkehrungsmaßnahmen treffen. Bei sinnvollem Vorgehen dürfte die Gefahr, größere Vermögensverluste zu erleiden, zumindest deutlich reduziert werden können. Hierbei ist es ratsam, bei mangelnden eigenen Kenntnissen auf den Rat von Experten zurückzugreifen, die sich seit Jahren auf inflations- und krisengeschützte Investmentformen spezialisiert haben und somit über die notwendige Erfahrung verfügen.

 

„Sie haben die Wahl zwischen der natürlichen Stabilität des Goldes und der Ehrlichkeit und Intelligenz der Politiker. Und mit dem Respekt für diese Herren, rate ich Ihnen, solange das kapitalistische System besteht, das Gold zu wählen.“ (George Bernard Shaw, irischer Dramatiker und Politiker)

 

„Die finanziellen Risiken sind heutzutage gewaltig, aber die politischen Risiken sind noch größer. Um das zu vermeiden, müssen Sie Ihre Assets international diversifizieren. Setzen Sie nicht alles auf eine Karte.“ (Doug Casey, amerikanischer Investor und Bestsellerautor)

 

 

Risikohinweis / Disclaimer: Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen, Kommentare und Analysen dienen nur zu Informationszwecken und stellen weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, sonstigen Finanzinstrumenten, Edelmetallen und -hölzern, Strategiemetallen, Diamanten, sonstigen Direktinvestments sowie Versicherungen dar. Die persönliche anleger- und objektgerechte Beratung kann dadurch keinesfalls ersetzt werden. Die hier dargestellten Informationen stützen sich auf Berichte und Auswertungen öffentlich zugänglicher Quellen. Obwohl der Verfasser der Ansicht ist, dass die Angaben auf verlässlichen Quellen beruhen, kann dieser für die Qualität, Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit der Angaben keine Gewährleistung übernehmen. Eine Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich aus der Nutzung dieser Angaben ergeben, wird ausgeschlossen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu.